Polster mit Bündchenstoff beziehen!?

16. Mai 2022

Polsterbezug aus Bündchenstoff – yay oder nay?

Wir haben immer wieder Kund*innen, die nach Bündchenware fragen, um Polster für den Wohnwagen oder das Palettensofa zu beziehen. Im Netz kursieren seit einiger Zeit Tutorials dafür. Hier benutzt man Schlauchware, die über das Polster gestülpt wird. Die offenen Enden werden einfach auf der Rückseite mit Sicherheitsnadeln fixiert und schon ist der neue Polsterbezug fertig. Kostengünstig und ganz ohne Nähen. Klingt wunderbar!

Wir haben uns das mal etwas genauer angeschaut und für dich die Vor- und Nachteile zusammengetragen. Außderdem zeigen wir dir, wie du einen neuen Polsterbezug selbst nähen kannst. Das ist nämlich einfacherer als gedacht. 🙂


Polsterbezug aus Bündchenstoff: Vor- und Nachteile
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Vorteile:

  • Es geht schnell.
  • Bündchenstoff ist kostengünstig.
  • Die Methode ist ohne Nähen umsetzbar und damit für Menschen ohne Nähkenntnisse geeignet.

Geeignet für:

  • Zum Ausprobieren eines neuen Stils oder einer neuen Farbe.
  • Für Umgestaltung auf Zeit, z.B. wenn der Wohnwagen bald die Besitzer*in wechselt oder sowieso neu ausgestattet werden soll.

Nachteile:

  • Bündchenstoff verliert schnell an Form und verruscht leicht – ähnlich wie ein Jersey Spannbettlaken.
  • Bündchenstoff ist für die hohen Belastungen als Polsterstoff nicht ausgelegt, deshalb entstehen schnell Laufmaschen und Löcher, vor allem an den Stellen, die mit Sicherheitsnadeln fixiert sind.
  • Anders als Polster- oder Dekostoff ist Bündchenstoff nicht imprägniert und damit anfällig für Flecken und Verschmutzungen.
  • Polsterbezüge aus Bündchenstoff sind wenig nachhaltig, da sie wegen des hohen Verschleißes öfter gewechselt werden müssen.

Unser Fazit:

Wir finden den Polsterbezug mit Bündchenstoff nur für sehr begrenzte Anwendungen geeignet. Wenn du es trotzdem ausprobieren möchtest, solltest du dir darüber klar sein, dass der neue Bezug nicht lange ansehnlich und schön bleibt. Für Menschen, die überhaupt nicht nähen können oder wollen und solche mit sehr wenig Zeit und einem sehr kleinen Budget ist Bündchenstoff aber eine unkomplizierte Alternative.

Wenn du aber Grundkenntnisse im Nähen hast, empfehlen wir dir, deinen Polstern einen neuen Bezug aus Möbel- oder Dekostoff zu schenken. Dieser ist langlebig und für diesen Verwendungszweck bestens geeignet. Durch seine feste Struktur ist er außerdem leicht zu verarbeiten und damit auch für Nähanfänger*innen keine zu große Herausforderung.


Polsterbezug nähen – Maßnehmen
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Damit deine Bezüge später wie angegossen auf denen Polstern sitzen, ist exaktes Maßnehmen wichtig.

Eine einfache Möglichkeit ist es, wenn du den alten Polsterbezug abnimmst, auftrennst und davon den Schnitt abnimmst.

Wenn du einen eigenen Schnitt erstellen möchtest, geht auch das unkompliziert: Lege das Polster flach vor dich hin und messe alle Seiten genau aus. Am Besten machst du dir eine Skizze und zeichnest die Maße entsprechend ein.

Bei rechteckigen oder quadratischen Polstern musst du jede Seite nur einmal messen. Bei trapezförmigen oder anders asymmetrischen Polstern achte darauf, jede Seite zu messen.

Insgesamt wirst du am Ende sechs Schnittteile haben. Vorder- und Rückseite sowie insgesamt vier Seitenteile.

Schnittteile berechnen

Am einfachsten ist es, wenn du alle Teile mit 1 cm Nahtzugabe zusammennähst. Das lässt sich gut nähen, weil der Stoff beim Nähen ca. 3 mm nach rechts unter dem Nähfuß herausschaut. Um genau zu nähen kannst du dich an den geprägten Linien auf der Stichplatte deiner Nähmaschine orientieren oder einfach eine Markierung mit 10 mm Abstand zur Nadel mit Papierklebeband aufkleben. Diese Zugabe musst du an jeder Schnittkante deines Schnittteils dazu rechnen.

Rechenbeispiel:

Unser Polster ist 60 x 50 x 5 cm groß und rechteckig.
In der Naht an der unteren langen Kante soll ein Reißverschluss eingenäht werden.
Vorderseite (1 Schnitteil): 62 x 52 cm
Rückseite mit Reißverschluss (1 Schnittteil): 62 x 52 cm
kurze Seiten (2 Schnitteile): 7 cm x 52 cm
lange Seiten (2 Schnittteile): 7 cm x 62 cm

Polster in anderen geometrischen Formen z. B. die Ecke einer Eckbank werden im Prinzip genauso vorbereitet. Mach eine Skizze auf Karopapier und übertrage dann die Maße mit Schneiderkreide auf den Stoff. Schneide am besten in doppelter Stofflage zu, damit die Teile auch gegengleich (also gespiegelt) ausgeschnitten werden. Nur so sind im Ergebnis die schönen Stoffseiten auch an der richtigen Stelle. Lege die Schnittteile anschließend einmal mit den schönen Seiten nach Außen aufeinander (so wie das Kissen später aussehen soll) und markiere dir die untere, hintere Kante für den Reißverschluss. Hier passiert nähmlich oft ein kleiner Denkfehler. Bedenke, dass ein asymetrisches Kissen später ja nicht einfach umgedreht werden kann.


Polsterbezug nähen – ran an die Nähmaschine!
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Achte darauf, dass du alle Teile möglichst gerade und exakt zuschneidest und möglichst genau aufeinander steckst. Sonst ist der Polsterbezug später in sich verdreht. Geodreieck, Schneiderkreide und Lineal sind dafür gute Werkzeuge.

Zuerst nähst du alle vier Seitenteile am Vorderteil an. Lege dazu die Seitenteile rechts auf rechts (die schönen Seiten aufeinander) an die entsprechenden Kanten und nähe mit geradem Stich und 1 cm Nahtzugabe. Achtung: Nähe dabei jeweils nur bis genau 1 cm vor die Ecken. Die Nahtzugabe muss also an jeder Seite frei bleiben. Verriegele die Nähte sorgfältig mit drei Rückwärtsstichen. Das Schließen der Ecken passiert erst im letzten Schritt.

Jetzt nähst du den Reißverschluss ein. Dafür ist Endlos-Reißverschluss gut geeignet. Er sollte 2 cm länger als die Kante sein. Nähe diesen zuerst an deinem Schnittteil für die Rückseite und dann an der unteren Kante des langen Seitenteil (das du dir vorher markiert hast) fest. Auch hier wird wieder rechts auf rechts genäht und die Nahtzugaben an den Seiten frei gelassen. Nutze für das Einnähen des Reißverschlusses am besten einen Reißverschlussfuß. Wenn das Reißverschlussband etwas breiter ist, nähe ruhig mit etwas mehr Abstand als 1 cm zur Kante, also näher an der Reißverschlussmitte.

Anschließend nähst du die restlichen Seitenteile an den übrigen Kanten rechts auf rechts an der Rückseite fest, wieder bis jeweils 1 cm vor den Ecken. Achte dabei darauf, dass der Reißverschluss halb geöffnet bleibt, damit du den Bezug wenden kannst.

Nun ist das Kissen fast fertig. Nur die Ecken müssen noch geschlossen werden. Um die Seiteteile exakt aufeinander zu stecken (besonders bei stabilen Stoffen), schneide die Nahtzugaben der Seitenteile wie folgt ein. An der Stelle, wo die vorhandene Naht am Seitenteil endet, mache eine kleinen Schnitt im 90° Winkel zur Naht bis kurz vor die Naht. Achtung: Schneide nur in die Nahtzugabe vom Seitenteil und nicht in die Naht. Wiederhole den Schritt mit allen anderen Seitenteilen. Jetzt kannst du die noch offenen Kanten der Seitenteile viel besser aufeinander stecken und exakt die Eckpunkte treffen. An der Kante mit dem Reißverschluss ist es etwas schwieriger. Um diesen zu verriegeln, nähe auch über den Reißverschluss drüber. Im Zweifel auch einfach manuell durch Drehen des Handrads an der Maschine oder mit einem Handstich. Überstehende Reißverschlussenden kannst du nun einfach abschneiden.

Juhuu, schon ist dein neuer Polsterbezug fertig!

Durch die Positionierung des Reißverschlusses in der Naht kannst du auch leicht asymmetrische Polster beziehen.


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