„Leider wieder nur ein Mädchen“

8. März 2022

Geschichten von wagemutigen Frauen mit genialen Ideen

Zum Internationalen Frauentag stellen wir dir drei wagemutige, erfinderische und erfolgreiche Frauen vor, die sich über die Konventionen ihrer Zeit hinweg setzten. Untreue Ehemänner, Folgen schwerer Erkrankungen oder Huckelpisten – diese Frauen kann nichts aufhalten. Wir wünschen dir einen fröhlichen Frauentag. Immer schön kämpferisch bleiben!


Aenne Burda – Elegante Mode für kleines Geld

Aenne Burda wird 1909 in kleinen Verhältnissen geboren und schlägt zunächst den konventionellen Weg als Unternehmergattin ein: 1931 heiratet sie Franz Burda, der zu dieser Zeit noch eine Druckerei betreibt und später ins Verlagsgeschäft einsteigt. Aenne Burda ist schon damals fasziniert von der anmutigen Pariser Mode, die sie für sich selbst nachschneidert. Franz schmückt sich gerne mit seiner eleganten Ehefrau, doch die Ehe besteht bald nur noch auf dem Papier, denn Franz hat zahlreiche Affären.

In der Nachkriegszeit betreibt eine seiner Geliebten einen maroden Modeverlag, der von Franz finanziert wird. Aenne zwingt ihren Mann dazu, sich aus dem Projekt zurück zu ziehen und und ihre eigene Verlagsgründung finanziell zu unterstützen. So übernimmt sie als alleinige Inhaberin den Verlag mit 48 Mitarbeiter*innen und gibt 1949 erstmals die Modezeitschrift Favorit heraus, die ab 1950 unter dem Namen Burda-Moden erscheint.

Eine wegweisende Idee von Aenne Burda macht das Modemagazin weltberühmt: Ab 1952 liegen der Zeitschrift Schnittmusterbögen bei, sodass die abgebildeten Modelle von den Leserinnen kostengünstig nachgeschneidert werden können. So macht Burda-Moden aktuelle Mode erschwinglich und trägt „nebenbei“ wesentlich zur Bekanntheit und Verbreitung von Schnittmusterbögen bei.

Schnittmuster in tatsächlicher Größe (im Gegensatz zu kleinformatigen Schnittzeichnungen) wurden bereits seit dem 19. Jahrhundert publiziert, seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch in unterschiedlichen Konfektionsgrößen und auf dünnem Papier. Doch erst mit den Schnittmustern von Burda-Moden, die explizit nicht für erfahrene Schneiderinnen, sondern für Durchschnittsfrauen konzipiert sind, setzen sich die Schnittmusterbögen in Deutschland durch.

Das Konzept geht auf: Bereits 1961 ist Burda-Moden mit einer Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren die weltweit größte Modezeitschrift. Das Magazin etabliert sich bald auch an ausländischen Märkten, 1987 ist sie die erste westliche Zeitschrift, die auf russischer Sprache in der in der Sowjetunion verkauft wird.


Margarete Steiff – Vom Elefäntle zum Weltunternehmen
© Foto: Margarete Steiff GmbH

Apollonia Margarete Steiff wird 1847 als drittes von vier Kindern geboren. Im Alter von 18 Monaten erkrankt sie an Kinderlähmung, was zu einer lebenslangen Behinderung führt. Margarete entwickelt sich jedoch zu einem fröhlichen Kind mit großem Tatendrang und wird zu einer überdurchschnittlich guten Schülerin. Sie findet immer wieder kreative Wege, ihre Einschränkung auszugleichen.

So ist Margarete Ideengeberin für Spiele mit gleichaltrigen Kindern, erlernt trotz Schwierigkeiten das Zitherspielen und wird schließlich so gut darin, dass sie selbst Unterricht geben kann. Nach ihrem Schulabschluss möchte sie eine Nähschule besuchen. Ihre Eltern sind zunächst dagegen, doch Margarete setzt sich durch. Auch hier hat sie zunächst aufgrund ihrer Behinderung Startschwierigkeiten, doch Margarete entwickelt sich zu einer guten Schneiderin.

Im Jahr 1874 richtet der Vater beim Umbau des Wohnhauses der Familie eine Schneiderei ein, die von Margarete und ihren beiden Schwestern betrieben wird. Die Auftragslage ist so gut, dass die Schwerstern bald als erste im Ort eine Nähmaschine kaufen können. 1877 eröffnet Margarete ein Filzwarengeschäft, in dem Kleidung und Haushaltsartikel aus Filz verkauft werden. Zu dieser Zeit beschäftigt der Betrieb bereits mehrere Näherinnen.

Die Initialzündung zur Gründung der Margarete Steiff GmbH kommt 1880: Margarete entdeckt in einer Modezeitschrift das Schnittmuster für einen kleinen Elefanten. Sie näht das „Elefäntle“ nach, verschenkt es zunächst innerhalb der Familie und verkauft es später auf dem Markt. Die eigentlich als Nadelkissen gedachte Filzfigur wird als Kinderspielzeug zum vollen Erfolg. Die meisten Spielzeuge bestehen zu dieser Zeit noch aus Metall oder Holz, so haben Margaretes innovativen weichen Spielzeugfiguren kaum Konkurrenz. Innerhalb kürzester Zeit kommen weitere Tiere hinzu und im Jahr 1892 erscheint der erste illustrierte Steiff-Katalog. Erste internationale Geschäftsbeziehungen entstehen im Jahr 1895 mit dem Kaufhaus Harrods, 1901 exportiert die Margarete Steiff GmbH bereits bis in die USA.

Margarete hat selbst keine Kinder, hat jedoch enge Beziehungen zu ihren Nichten und Neffen. 1897 holt sie ihren Lieblingsneffen Richard ins Unternehmen. Er übernimmt bald die Geschäftsführung des Unternehmens und gilt als Erfinder des Teddybären.


Bertha Benz – Die Automobilpionierin

„Leider wieder nur ein Mädchen“, schreibt ihr Vater zu Berthas Geburt im Jahr 1849 in die Familienbibel. Er hatte auf einen Stammhalter für das Familienunternehmen gehofft. Auch aus der Hoffnung der Familie, sie würde zumindest in höhere Kreis einheiraten, wird nichts. Denn Bertha entscheidet sich anders: Mit 20 Jahren lernt sie den Tüftler Carl Benz kennen, der zwar eine Leidenschaft für Technik besitzt, aber kein Geld.

Die beiden verloben sich und Bertha lässt sich noch vor der Eheschließung ihre Mitgift auszahlen. Mit dem Geld unterstützt sie Carl bei der Erfindung und Patentierung des ersten fahrtüchtigen Automobils der Welt. Der Erfolg lässt jedoch auf sich warten. Die aus heutiger Sicht bahnbrechende Erfindung erntet weder Anerkennung, noch lässt sich ein Käufer finden. Mögliche Investoren sind skeptisch, denn bisher geht die Nutzung der pferdelosen Kutschen nicht über kurze Testfahrten hinaus.

So packt Bertha eines frühen Augustmorgens im Jahr 1888 ihre beiden 13- und 15jährigen Söhne ein und unternimmt mit ihnen die weltweit erste Langstreckenfahrt mit einem Automobil. Diese Fahrt ist nicht nur verboten (Carl Benz hatte für seine, Prototypen nur eine eingeschränkte Fahrerlaubnis erhalten), sondern auch gefährlich. Auf der 106 km lange Strecke von Mannheim nach Pforzheim gibt es wie überall Spurrillen für vierrädrige Pferdewagen und Kutschen – das dreirädrige Automobil kommt ganz schön ins Schlenkern. Bergauf muss das Auto geschoben werden, weil das Getriebe nicht über einen kleinen Gang für Steigungen verfügt. Und natürlich passieren diverse Pannen, Bertha weiß sich aber zu helfen: Ihre Hutnadel hilft bei einer verstopften Benzinleitung und mit ihrem Strumpfband repariert sie die defekte Zündung. Außerdem muss sie alle 15 bis 20 km eine Apotheke ansteuern, um Waschbenzin für den Tank zu kaufen.

Bertha Benz bringt von dieser abenteuerlichen Fahrt wichtige Erfahrungswerte mit, die in die Weiterentwicklung des Gefährts fließen: Die Schaltung wird erweitert, außerdem gilt Bertha Benz als Erfinderin der Bremsbeläge. Eine weitere wichtige Erfindung rund um das Automobil stammt übrigens ebenfalls von einer Frau: Die Amerikanerin Mary Anderson erfand die erste effektiv funktionierende Scheibenwischanlage, die sie 1903 zum Patent anmeldete.

Die Bertha Benz Memorial Route erinnert heute an die tollkühne Fahrt von Bertha Benz.


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